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Sabrina Kraft

Nachhaltig gestalten - 2. Wohngesunde, schadstoffarme Räume

Aktualisiert: 4. Juli 2021

Drei Ansätze, wie du deine Räume nachhaltig gestalten kannst.

Schritt 2 - Wohngesunde, schadstoffarme Räume



Wohngesunde Räume


"Das Wohnumfeld hat einen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit des Menschen. Konstruktionen und Materialien können gesundheitsgefährdendes Potential durch Ausdünstungen, Elektrosmog, Schimmelpilze und weitere Faktoren aufweisen."*

Klingt dramatisch, ist aber eine Tatsache, die vielen nicht bekannt ist.


Vielleicht hast du schon mal etwas von Baubiologie gehört?

Dieses Themengebiet beschäftigt sich mit der Auswirkung von mikrobiologischen, hygienischen und bauphysikalischen Einflüssen durch Baustoffe, durch uns als Bewohner aber auch durch Tiere sowie durch Schädlinge, Pilze, Radonbelastung oder auch elektromagnetische Felder im Innenraum - also mit all dem, was den Innenraum (oft unsichtbar) negativ belasten kann und somit auch uns als Bewohner belastet.


Richtlinien für den privaten Wohnraum


In Deutschland gibt es sehr genaue Vorschriften für Arbeitsplätze. Zum Beispiel ist es genau festgelegt, wie oft die Luft im Raum gewechselt werden muss, wie viel Licht wir benötigen, wie warm es sein soll oder wie viel Platz wir für welche Tätigkeit benötigen etc.


Für den privaten Wohnraum gibt es solche Vorschriften nicht (nur Baunormen), obwohl wir uns ca. 90% unserer Zeit zu Hause aufhalten. Für einzelne Möbel und Objekte gibt es ebenfalls Auflagen, die erfüllt werden müssen. Doch unser Zuhause ist kein Labor - hier kommen viele unterschiedliche Baumaterialien, Möbel, unser Lüftungsverhalten und Emissionen zusammen und dabei kann es zu Problemen kommen, die oft unerkannt bleiben.


Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) veröffentlichte ab 1989 Richtlinien, in denen die Grundsätze für einen gesunden Innenraum zusammenfasst werden. "WHO Housing and health guidelines". Diese Grundlagen erfüllen wir in Deutschland. Trotzdem gibt es auch bei uns einige Risikofaktoren, die sich auf uns als Bewohner auswirken und uns belasten.

Das sind in Deutschland vor allem:

  • Tabakrauch

  • Lärm

  • Ungünstiges Raumklima

  • Feinstaub

  • Radon

  • Innenraumemissionen


Wohnmedizin


Die Auswirkungen solcher Belastungen, z.B. durch unentdeckten Schimmel, Ausdünstungen von Schadstoffen (z.B. aus Einrichtungsgegenständen), Schädlingsbefall aber auch durch unsere eigenen menschlichen CO2 Emissionen können sich langfristig durch gesundheitliche Probleme bemerkbar machen, die schwer zugeordnet werden können. Damit beschäftigt sich die Wohnmedizin/ Umweltmedizin.


Die Themenfelder der Baubiologie und Wohnmedizin lernte ich im Laufe meines Studiums an der TH OWL kennen. Im Bereich der Architektur und Innenarchitektur entstand unter Leitung von Prof. Dr. med. Manfred Pilgramm eine

"Checkliste für gesundes Wohnen".

Wenn du dich für das Thema "Wohngesunde Räume" interessiertst, schau dir die Liste doch mal genauer an.


Schadstofffreie Räume gibt es nicht


Hast du dich schon einmal gefragt, warum wir in einem geschlossenen Raum gemeinsam mit vielen anderen Menschen irgendwann schläfrig werden? Weil wir selbst Schadstoffe in Form von CO2 ausatmen, weshalb wir hin und wieder etwas frische Luft brauchen. Egal wie wir uns entscheiden, den schadstofffreien Wohnraum gibt es nicht, einen Schadstoffarmen schon.


Wohngesund ist nicht gleich nachhaltig


Wohngesund - das beschreibt vor allem eine Wohnumgebung, die uns nicht durch Schadstoffe, Schädlinge oder Schimmel belastet, die eine gute Raumluftqualität bietet etc.

Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die verwendeten Materialien auch ökologisch nachhaltig sind.

Mit Blick auf natürliche und nachhaltige Baustoffe lässt sich andersherum aber sagen, dass diese Materialien bei ordnungsgemäßem Einsatz den Raum durchaus "wohngesünder" machen, weil sie meist weniger Schadstoffbelastung aufweisen und die Raumluftqualität positiv beeinflussen können.


Raumklima


Die Raumluft umgibt uns permanent und sie ist neben dem haptischen Kontakt zu Möbeln und Materialien der Hauptberührungspunkt zum Raum.


Die Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Bewegungsgeschwindigkeit der Luft sind wichtige, für uns wahrnehmbare Faktoren, die darüber entscheiden, ob wir uns im Raum wohlfühlen oder nicht. Ebenfalls für uns wahrnehmbar sind Gerüche oder die Übertragung von Geräuschen durch Schallwellen. Aber die Luft enthält und überträgt auch für uns unsichtbare Stoffe wie Schimmelsporen, Feinstäube, Gase oder Formaldehyd und Lösemittel.


Um nur ein verbreitetes Beispiel zu nennen:

Formaldehyd - ein Konservierungsmittel und Klebstoffbestandteil - kommt in zahlreichen Möbeln, Farben und Baustoffen vor, z.B. in Sperrholz, Spanplatten, Teppichen, Desinfektionsmitteln, Lacken etc. Es kann zu Atemwegsbeschwerden, Schwindel oder langfristigen Schäden an Lunge, Leber oder zu Krebs führen.


Dieses ist nur ein Beispiel von vielen und verdeutlicht, was ohne unser Wissen durch die Raumluft Einfluss auf uns nehmen kann. Vor allem dann, wenn die Konzentration in der Raumluft hoch ist, weil z.B. zu selten gelüftet wird oder besonders viele belastete neue Materialien zum Einsatz kommen.


Genauso kann es Probleme mit dem Raumklima geben, wenn ein altes Haus plötzlich durch moderne Fenster, Dämmung und Abdichtungen nicht mehr wie zuvor durchlüftet wird und plötzlich Probleme durch Feuchtigkeit, Ausdünstungen etc. auftreten.


Ich möchte mit diesen Beispielen nur einen kurzen Einstieg in in die Baubiologie geben, da ich in diesem Bereich keine Expertin bin. Aber ich möchte deutlich machen, welchen Einfluss allein die Wahl von Baumaterialien auf eine wohngesunde Umgebung hat.



 

Fazit - Wohngesunde Materialien


Welche Materialien kannst du guten Gewissens beim Umbau und in deiner Einrichtung einsetzten? Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten.

Die Entscheidung für bestimmte Materialien ist stark abhängig von dem geplanten Einsatz, den Anforderungen, dem Budget, dem Bestand und vielen weiteren Faktoren.


Grundsätzlich empfehle ich dir - wenn du selbst dein Projekt umsetzen und Materialien auswählen möchtest - dich zuerst einmal unabhängig von Herstellern, Angeboten oder Bezugsquellen zu informieren, welche Materialien für dich sinnvoll sind. Bevorzuge möglichst natürliche Materialien und achte auf nachwachsende Rohstoffe.

Das muss gar nicht zwingend teurer sein, doch braucht es mehr Recherche, weil Hersteller von innovativen und nachhaltigen Produkten leider noch nicht die Regel sind und du diese oft noch nicht im Baumarkt um die Ecke kaufen kannst.


Vor allem Online findest du natürlich unzählige Informationen. Aber es ist nicht einfach, sich im Dschungel der Möglichkeiten zurechtzufinden.

Als Einstieg hilft dir vielleicht mein Pinterest-Account, auf dem ich einige Ideen und Materialien in Kategorien sammle. Auch die Website "Wecobis" kann ich dir als erste Materialübersicht empfehlen.

Hier folgen bald bestimmt noch mehr Hinweise.


Vielleicht gibt es in deiner Umgebung einen Naturstoff-Baumarkt, Naturbauhaus oder Naturfarbengeschäft? Hier findest du oft kompetente Beratung zu qualitativen und langlebigen Materialien für deine Baustelle.



Mehr Möglichkeiten nachhaltig zu gestalten findest du hier:

1. Ressourcennutzung

3. Langlebige und energiesparende Umgestaltung


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